14 Jan Päpstinnen würden aus biblischer Sicht mindestens genau so Sinn machen
Quelle Bild: Maria Magdalena (Detail), um 1476, Ölgemälde von Carlo Crivelli – The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3728072
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Hypothese, Prolog und Ausgangslage
Päpstinnen würden aus biblischer Sicht mindestens mindestens genau so Sinn machen, denn ich bin davon überzeugt, dass Frauen tendenziell eine ausgeprägtere Intuition, Spiritualität und holistischere Sicht als Männer aufweisen. An was mache ich dies fest? Zum einen an meinen persönlichen Erfahrungen und zum anderen lese ich dies u.a. auch aus den alten Schriften heraus.
Gerne begründe ich nachfolgend meine Überzeugung exemplarisch an Maria Magdalena.
Wer ist Maria Magdalena?
Über Maria von Magdala, lateinisch Maria Magdalena wird im Neuen Testament berichtet. Die Evangelisten erwähnen sie als Begleiterin Jesu und Zeugin seiner Kreuzigung und Auferstehung. Darüber hinaus kommen eine Reihe von Schriften, die ab dem 19. Jahrhundert neu aufgefunden wurden und in denen Maria Magdalena erwähnt wird.
Ihr Beiname verweist auf den Ort Magdala am See Genezareth im Heiligen Land.
Biblia germanica 1545 (Sola scriptura)
Maria Magdalena war für Jesus nicht nur eine Bezugsperson, sondern auch für die Verbreitung seiner Botschaft zentral. Die Evangelien berichten, dass Maria Magdalena – im Gegensatz zu seinen männlichen Jüngern – nicht floh, sondern bei der Kreuzigung Jesu blieb. Maria Magdalena bewies, im Gegensatz zu den Männern, Rückgrat. Es war auch Maria Magdalena, die das leere Grab entdeckte und ihr erschien der auferstandene Jesus vor allen anderen und sie erkannte Jesus, im Gegensatz zu ihren männlichen Jüngern, auch sofort und hegte keine Zweifel. Die männlichen Jünger zweifelten zu Beginn. Maria Magdalena glaubte von Beginn weg. Entsprechend wurde sie dann auch in der Frühkirche folgerichtig als eine zentrale Figur im Zirkel Jesu gesehen.
Rufschädigende Legenden, Motive und Richtigstellung
Der Verlust ihres guten Rufes folgte später – nämlich ab dem 6. Jahrhundert. Für das negative Bild der Maria Magdalena ist Gregor der Grosse (†604) massgeblich verantwortlich. Der Papst fasste verschiedene Bibelstellen so zusammen, dass aus Maria Magdalena der Zeugin, Maria Magdalena die Sünderin wurde. Im 13. Jahrhundert schmückt die Goldene Legende, eine Heiligengeschichte aus Dominikanerzirkeln, diese Darstellung weiter aus. Der Legende zufolge soll sich Maria Magdalena nach dem Tode Jesu der Wollust hingegeben haben, bevor sie in Marseille in einer Höhle hausend, als Eremitin bereute und büsste. Aus der Zeugin und Getreuen Jesu war endgültig die Sünderin und Büsserin geworden. Der Ausspruch «Sola scriptura – allein die Schrift» stammt von Dr. Martin Luther, denn er wusste von der kommenden christlichen Verführung indem biblisches Zeugnis kurzum zu falschen Legenden umfunktioniert werden. In diesem konkreten Fall um die männliche Dominanz in den Kirchen weiter zu stärken. Aus diesem Gesichtspunkt heraus lässt sich auch Luther’s – damaliger Ausspruch «Der Wolf im Schafspelz» gegen den Papst viel besser einordnen und nachvollziehen.
Weiterführende Informationen:
„Das Evangelium der Maria“ (ausserhalb des biblischen Kanon)
Es existiert darüber hinaus noch ein Evangelium der Maria, dass nicht in den biblischen Kanon inkludiert wurde, jedoch trotzdem in diesem Zusammenhang auch erhellend wirken kann.
- Aus dem Bericht an die Jünger:
Das Blatt 10 setzt mit Petrus ein, der Maria mit persönlichen Bemerkungen zusetzt: „Schwester, wir wissen, dass dich der Erlöser mehr als die übrigen Frauen liebte. Sag uns die Worte des Erlösers, an die du dich erinnerst und die du kennst, die wir aber nicht kennen, weil wir sie nicht gehört haben.“ Maria lässt sich darauf ein, beginnt aber ihren Bericht mit einem Gespräch in einer (wohl aktuellen) Vision, dessen Beginn nur kurz auf der teilerhaltenen Seite 10 beschrieben wird.
Die Folgeseiten 11 bis 14 fehlen, der Text mit Marias Bericht an die Jünger setzt auf dem zum Teil erhaltenen Blatt 15 wieder ein und wird auf dem Blatt 16 – einem noch knapperen Bruchstück – fortgesetzt und wird schliesslich auf dem Blatt 17 zu Ende geführt.
Berger/Nord* deuten den Bericht thematisch als „Aufstieg der irdischen Seele vom Sichtbaren zum Unsichtbaren (‚zur Erlösung‘).“
*Berger/Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, 1999, S. 1308, Anm. 9.
Zum aufkommenden Konflikt schweigt Maria:
Zuerst reagiert Andreas, der Bruder von Petrus: „Sagt, was ihr zu Marias Worten denkt. Ich wenigstens glaube nicht, dass der Erlöser das gesagt hat. Denn dies sind doch fremde Lehren.“ Petrus hakt ein „und fragte dann die Jünger, ob dem Erlöser so etwas zuzutrauen sei: ‚Sollte der Erlöser heimlich mit einer Frau gesprochen haben, sie bevorzugt haben vor uns (das alles nicht) offen? Was sollen wir denn jetzt tun? Sollen wir umdenken und auf sie hören? Hat der Erlöser sie gegenüber uns bevorzugt?‘“
Auf dem Blatt 18 wird dann berichtet, dass Maria nach diesen Worten in Tränen ausbricht und zu Petrus spricht: „Mein Bruder Petrus, was glaubst du denn? Glaubst du, ich hätte mir das in meinem Herzen selbst ausgedacht oder ich lüge über den Erlöser?“
Nun greift Levi ein – nach allgemeiner Auffassung Matthäus –, beruhigt Maria und weist Petrus scharf zurecht: Er bezeichnet ihn als „Hitzkopf“, der Maria abkanzle, „als wäre sie der Teufel persönlich. Doch wenn der Erlöser sie für ihre Aufgabe befähigt hat, wer bist du denn, dass du sie einfach für unglaubwürdig erklärst? Sicher kennt der Erlöser sie ganz genau. Deshalb hat er sie mehr als uns geliebt.“
Damit ist die Diskussion beendet, Levi fordert die Gemeinschaft auf, nun „das Evangelium zu verkünden. Dabei sollten wir über das hinaus, was der Erlöser gesagt hat, kein weiteres Gesetz verkünden.“ Das Evangelium der Maria schliesst in der überlieferten Fassung damit, dass sich danach „die Jünger auf den Weg machten, um das Evangelium zu verkünden und zu predigen.“
Abb. 1: Mein präferenziertes Buch ist „Biblia Germanica 1545“ (textus receptus) von Dr. Martin Luther, dicht gefolgt von „Das Buch der Jedi“.
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Stephan Lehmann-Maldonado
Posted at 08:02h, 16 JanuarSehr interessant!
Lars Rominger
Posted at 15:05h, 24 JanuarHerzlichen Dank Stephan für Deinen Konmentar!