01 Okt Die Lektion der angenehmen Belehrung. Hochinteressante Pädagogik-Besprechung mit der Bildungs-Pionierin Margaritha Boesch
Margaritha Boesch
Lehrerin an der Grundschule in Menzingen und Journalistin für die Zuger Presse.
Pensioniert seit 2005
Margaritha Boesch war meine Lehrerin in der 3. und 4. Klasse an der Grundschule Menzingen. (ZG)
Wenn Margaritha das Schulareal betrat, «stürmten» alle Kinder freudig auf sie zu. Sie hatte, trotz Klassengrössen bis zu 30 Kinder, die Gabe jedes Kind individuell «abzuholen» bzw. zu fördern und dies stets auf «Augenhöhe». Dies war eine spezielle Erfahrung. Wir hatten dadurch nicht minder Respekt vor ihr, ganz im Gegenteil. Dadurch hatten wir jedoch das grosse Glück, ein optimales Lernklima zu erhalten. Jahre später habe ich mich gefragt, was wohl die wesentlichen Einflussfaktoren für dieses Lernumfeld waren. Ich kam zum Schluss, dass es u.a. wohl daran gelegen hat, dass wir alle, so wie wir waren, wertgeschätzt waren, dadurch traten dann unsere individuellen Leistungen in den Hintergrund und die persönliche Entwicklung in den Vordergrund. Jahrzehnte später wurde ich erstaunlicherweise selbst Dozent und durfte für meine eigene Lehrtätigkeit von Margaritha’s Lektion der angenehmen Belehrung profitieren.
Es freut mich nun ausserordentlich, dass ich mit Margaritha dieses Interview führen kann.
Abb. 1: Welches Lehrmittel lehrt uns mehr?
Im Bildungs-Talk mit meiner ehemaligen TOP-Lehrerin Margaritha Boesch im Café Brändle Unterägeri.
Foto: Thomas Brändle, vom Chef persönlich!
Buchtitel 1: Saechtling. Kunststoff Taschenbuch. Ernst Schmachtenberg, Tim A. Oswald. Sigrid Brinkmann, Erwin Baur. Carl Hanser Verlag. 31. Ausgabe. ISBN: 978-3-446-40352-9
Buchtitel 2: Die Sprachstarken 3. Arbeitsheft mit interaktivem Rechtschreib- und Grammatiktraining. ISBN: 978-3-264-83618-9. Verlag: Klett und Balmer Verlag Zug.
Buchtitel 3: Mathwelt 2. Arbeitsheft 3. + 4. Schuljahr. ISBN: 978-3-292-00938-8. Schulverlag plus.
Interview
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Lars Rominger:
Gelingt es Dir, Deinen Werdegang in drei Sätzen zu beschreiben?
Margaritha Boesch:
Das ist recht schwierig. Da ich nach der obligatorischen Schulzeit zuerst drei Jahre lang selbständig in zwei Geschäftshaushalten gearbeitet habe, kam ich als „Spätberufene“ zum Studium – zuerst zur Lehrerin, dann zur Laientheologin. Über viele Jahre habe ich beide Berufe gleichzeitig ausgeführt. Dann baute ich Elternkurse auf in Mathe und Deutsch. Dank meiner breiten Ausbildung holte mich die Zugerpresse als Reporterin.
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Lars Rominger:
Hast Du Dich heute schon um den (Bildungs-) Zustand der Welt gesorgt?
Margaritha Boesch:
O ja, denn das ist mir eines der grössten Anliegen. Was müsste man in der Bildung ändern, um – in jeder Hinsicht – mehr verantwortungsbewusste Menschen, vor allem Politiker und Politikerinnen, heranziehen zu können, und zwar WELTWEIT?
Abb. 2: Das heutige Dorfschulhaus in Menzingen.
Bildquelle: https://www.nau.ch/ort/baar/die-sanierung-des-schulhauses-finstersee-in-menzingen-steht-bevor-66038187
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Lars Rominger:
Weshalb hattest Du so «pionierhaft» und nicht im üblichen und klassischen Sinne unterrichtet?
Margaritha Boesch:
Ich wollte mein Privileg, die Zukunft mitgestalten zu dürfen, nicht als überlegene „Macht“- Person missbrauchen, denn ich hatte grossen Respekt vor jedem Kind. Mir waren die Lehrmittel zum Teil so lebensfremd, dass ich mich bemühte, den Alltag und das Umfeld möglichst jedes Einzelnen in den Unterricht einzubeziehen. (Begründung den Schülern gegenüber: die Lehrmittel würden viel zu umfangreich, wenn sie auch noch darauf achten müssten).
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«Warum wird – weltweit – so wenig dahingehend unterrichtet, dass die jungen Menschen aus dem Staunen heraus zum Lernen motiviert werden?» (Margaritha Boesch)
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Lars Rominger
Welches Schulfach sollte eingeführt werden?
Margaritha Boesch:
Kreatives Umgehen mit dem Lehrstoff.
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Lars Rominger:
Welches Buch liest Du momentan?
Margaritha Boesch:
Wortsamen auf nacktem Grund von Benno Brum
Abb. 3: Wortsamen auf nacktem Boden von Benno Brum
Titel: Wortsamen auf nacktem Boden
Autor: Benno Brum
Einband: Gebundene Ausgabe
Erscheinungsdatum: 28.06.2014
Herausgeberin: Ursula Landtwing
Verlag: Landtwing
Seitenzahl: 77
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-03808-004-6
Beschreibung: Benno Brum schreibt Lyrik aus innerer Not, aus Sucht nach der Suche die Welt zu verstehen, auch weil er nicht alle gedeuteten Gedanken verlieren möchte. Nicht zuletzt auch weil er glaubt, dass er in Ihnen etwas bewegen kann, ein Gleichklang vielleicht, ein Mitklang, ein Gegenklang und wenn’s sein muss ein Missklang.
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Abb. 4: Ein Zeitzeugnis aus dem Jahr 1991. Margaritha Boesch gibt Elternkurse für neue Mathematik.
„Damit den Eltern ein Licht aufgeht.“ Zuger Zeitung, 15. Februar 1991.
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Abb. 5: Ein kleiner Auszug aus den Hunderten von Artikeln die Margaritha Boesch für die Zuger Zeitung geschrieben hatte.
Link zu den weiteren Artikeln. PDF-File
Nachfolgend ein paar exemplarische Publikationen aus den Hunderten von Artikeln die Margaritha Boesch für die Zuger Zeitung geschrieben hatte.
Man beachte die unglaubliche Varianz von Themen die mit diesen Artikeln abgedeckt wurde.
Abb. 6: Mit dem „Hohe Lied“ der Bibel sinnlich begegnen. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 14. November 2003.
Abb. 7: Ein Marienkäfer fliegt zum lieben Gott. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 18. Dezember 2001.
Abb. 8: Rotarier sorgen für Musikfestival. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 26. November 2002.
Abb. 9: Zwar ohne Gold, aber hochkarätig. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 11. Mai 2004.
Abb. 10: Nachbarin aus heller Begeisterung. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 14. Dezember 2001.
Abb. 11: Träume als Brücken zu den Geistern. Margaritha Boesch, Zuger Presse. 16. Januar 2001.
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Lars Rominger:
Welches Zitat, Botschaft oder Lebensmotto möchtest Du uns auf den Weg geben?
Margaritha Boesch:
Wer staunen kann, hat mehr vom Leben!
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Herzlichen Dank für das höchst lehrreiche Gespräch!
Lars Rominger im Oktober 2023
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