Die Lektion der souveränen und wertschöpfenden Politik. Hochinteressante Politik-Besprechung mit dem überzeugenden a. Nationalrat Bruno Pezzatti.

Die Lektion der souveränen und wertschöpfenden Politik. Hochinteressante Politik-Besprechung mit dem überzeugenden a. Nationalrat Bruno Pezzatti.

Intro
Die Lektion der souveränen und wertschöpfenden Politik. Herzlichen Dank für den spannenden Polit-Talk mit dem versierten a. Nationalrat Bruno Pezzatti. Wer wissen möchte ob sich Bruno ernsthafte Sorgen zur heutigen Politik macht, was er der FDP-Zug rät, was aus seiner Sicht der wichtigste Faktor für beruflichen Erfolg ist, welches Buch er zurzeit liest uvm.

 

Bruno Pezzatti
Dipl. Ing. Agr. ETH
Nationalrat (2011 – 2019)
Zuvor Kantonsrat (1998–2010) und Kantonsratspräsident (2009–2010).
Ehemaliger Direktor des Schweizer Obstverbandes (SOV)

Mit Bruno durfte ich schon manch interessante und spannende Diskussion führen. Die Themen erstreckten sich über Bankwesen, Ferienorte, Jagd, Pilze, Hunde, Essen, Weine, Lebensphilosophien und natürlich auch Politik. Als ehemaliger Präsident der Raiffeisenkasse Menzingen-Neuheim, Agronom, a. Nationalrat kennt sich Bruno in sehr vielen Gebieten sensationell aus. Seine ausgezeichnete Didaktik in Kombination mit seiner grossen Erzählgabe transportiert sein grosses Wissen so klar und spannend, dass man auch als nicht Sachverständiger begeistert «mitgenommen» wird. Bruno hätte wohl auch als Dozent grosse Karriere gemacht.

Als versierter Bundeshaus-Insider sind mir zum Beispiel seine jeweiligen persönlichen Einschätzungen bei politischen Wahlen sehr präsent. Bundesratswahlen hat er zum Beispiel in etwa so geschildert: Die Erwartungshaltung des Schweizer Volkes ist natürlich, dass immer die fähigsten Anwärter:innen in den Bundesrat gewählt werden. Die Bundesversammlung ermöglicht dies jedoch nicht immer, da dort vor allem parteitaktische Überlegungen das Wahlverhalten bestimmen. Das bedeutet, dass nicht zwingend die Beste oder der Beste gewählt wird, sondern eher der/die Zweitbeste. Der unschöne Grund für diesen Umstand: Ratsmitglieder der anderen Parteien wählen von den kandidierenden Parteien aus Eigeninteresse prioritär eher Personen, welche im Bundesrat keinen zu grossem Einfluss haben werden.
So smart und auf den Punkt erzählt bekommt sogar die doch meist nüchtern anmutende Politik ein äusserst spannendes Format!

Es freut mich nun ausserordentlich, dass ich mich mit Bruno dieses Interview führen kann.

 

Abb. 1: Im Politik-Talk mit dem sympathischen TOP a. Nationalrat Bruno Pezzatti im Restaurant Ochsen in Menzingen (ZG)
Das Buch „Demokratie mit Zukunft. Die Erschaffung der modernen Schweiz“ von Thomas Lötscher bringt die Schweizer Politik auf 156 Seiten brillant auf den Punkt.
Erscheinungsdatum: 26.08.2022. Verlag: Weber Verlag AG. ISBN 978-3-03818-401-0.

 

Interview

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Lars Rominger:
Gelingt es Dir, Deinen Werdegang in drei Sätzen zu beschreiben?


Bruno Pezzatti:
Ich bin mit einem Zwillingsbruder zur Welt gekommen und zusammen mit vier weiteren Geschwistern in der Stadt Zug aufgewachsen, habe eine gute Ausbildung in der Primar- und Kantonsschule in Zug erfahren und an der ETH in Zürich den Beruf als Ingenieur Agronom erlernen dürfen. Ich bin heute noch auf meine Eltern stolz und dankbar, dass sie mir diesen Beruf ermöglichten; auf meinen Vater Riccardo aus dem Bleniotal im Tessin mit seinem «damaligen» Traumberuf Lokomotivführer und auf meine Mutter Egilda aus einem Baumeister-Unternehmen in Weggis mit ihren bäuerlichen Familienwurzeln aus dem grenznahen Bergdorf Piero oberhalb von Luino. Mein späterer beruflicher Werdegang bis zum Direktor und Vorstandsmitglied des privaten, gesamtschweizerischen Branchenverbandes Obstverband sowie auch die politische Laufbahn vom Kantonsrat zum Kantonsratspräsident und schliesslich zum Nationalrat wären ohne Unterstützung meiner Familie nicht möglich gewesen; ich bin dafür meiner lieben Frau Gisela und unseren beiden wunderbaren Töchtern Denise und Sara sehr dankbar.

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Lars Rominger:
Hast Du Dich heute schon um den (politischen) Zustand der Welt gesorgt?

Bruno Pezzatti:
Ja, der geopolitische Zustand der Welt macht mir Sorgen. Auf der anderen Seite ist die momentane prosperierende Wirtschafts-Entwicklung, welche sich aus den verschiedenen steigenden Börsenkursen herauslesen lässt, doch erstaunlich. Dies kann uns für die Zukunft – trotz allem Leid in den Kriegsregionen – doch auch etwas zuversichtlich stimmen.

 

Abb. 2: Bruno Pezzatti vor der Wiederwahl in den Nationalrat. Bild: Stefan Kaiser.
Quelle: Luzerner Zeitung. 27.01.2015. «ZUG: FDP strebt Wiederwahl von Bruno Pezzatti an»

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„Die momentane prosperierende Wirtschafts- und Börsenentwicklung lässt uns für die Zukunft –
trotz allem Leid in den Kriegsregionen – doch auch etwas zuversichtlich stimmen.“
(Bruno Pezzatti, a. Nationalrat)

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Lars Rominger
Bei den Nationalratswahlen 2011 konntest Du den acht Jahre zuvor verlorenen Sitz zurückholen.
Damals hattest Du Jo Lang (SGA) verdrängt, der den FDP-Sitz 2003 erobert hatte.
2015 konntest Du den Sitz erfolgreich verteidigen. Du hattest Dir eine Amtszeit von 8 Jahren zum Ziel gesetzt und bist deswegen bei den Wahlen 2019 nicht mehr angetreten. Die FDP verlor den Sitz danach wieder an die Grünalternativen, nämlich an Manuela Weichelt. Trotz sehr guten FDP-Kandidatinnen und Kandidaten konnte Manuela Weichelt 2023 ihren Sitz erfolgreich verteidigen.
Wie schätzt Du die politischen Entwicklungen in Zug ein und was für einen Rat möchtest Du der Zuger-FDP weitergeben?

Bruno Pezzatti:
Die politischen Entwicklungen in Zug sind insgesamt recht stabil. Der vor vier Jahren verlorene Nationalrats-Sitz der FDP kann wieder zurück gewonnen werden, vorausgesetzt, dass eine im ganzen Kanton bekannte Persönlichkeit mit einem überzeugenden beruflichen Leistungsausweis geschickt politisch aufgebaut und gefördert wird.

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Lars Rominger:
Welches Buch liest Du momentan?

Bruno Pezzatti:
Warum die Schweiz reich geworden ist von Markus Somm (Stämpfli Verlag 2022).


Abb. 3: Buch „Warum die Schweiz reich geworden ist. Mythen und Fakten eines Wirtschaftswunders.“

Autor: Markus Somm.
Titel: „Warum die Schweiz reich geworden ist. Mythen und Fakten eines Wirtschaftswunders.“
Herausgeber: Stämpfli Verlag AG, Bern
Erscheinungsdatum: 2022.
ISBN: 978-3-7272-1288-8.
Beschreibung: Berge, Schutt, Geröll, ein bisschen Gras: Wer vor dreihundert Jahren die Schweiz betrachtete, hätte wohl nie gedacht, dass sich ausgerechnet dieses Land einmal zu einem der reichsten der Welt entwickeln sollte. Und doch war bei näherem Hinsehen der Aufstieg so zufällig nicht: Zwar lag das Land in den Alpen, aber eben auch inmitten Europas, nahe den grossen Märkten, an den wichtigen Pässen zwischen Nord und Süd, dank Flüssen mit der Welt verbunden. Auch die politische Sonderentwicklung half, die die Eidgenossenschaft seit dem späten Mittelalter genommen hatte. Diese kuriose, anarchische, immer dezentrale Republik, ein Unikum in Europa, schien veraltet und modern zugleich. Unternehmer, Immigranten, Spinner erhielten hier Chancen, die ihnen anderswo verwehrt waren. Nicht weil die Schweizer es besser wussten, sondern weil sie nicht anders konnten. Kein starker Monarch gab etwas vor, sondern schwache Kantone trieben sich gegenseitig an.

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Lars Rominger:
Was ist aus Deiner Sicht der wichtigste Faktor damit man beruflich erfolgreich wird?

Bruno Pezzatti:
Sich immer wieder Ziele setzen und diese konsequent Schritt um Schritt in die Tat umsetzen.

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Lars Rominger:
Welches Zitat, welche Botschaft oder Lebensmotto möchtest Du uns auf den Weg geben?

Bruno Pezzatti:
Die Familie ist das Fundament. Gottvertrauen, Zuversicht und eigenverantwortliches Handeln in Freiheit und Unabhängigkeit sind wichtige Wegweiser im Leben.

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Herzlichen Dank für das höchst lehrreiche Gespräch!

Lars Rominger im März 2024

Zu den weiteren Lars war’s – Talks (Link)

 

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