Geistliche waren einst die treibende Kraft der Wissenschaft. Im Gespräch mit der grossartigen Julia Hassler-Koch

Geistliche waren einst die treibende Kraft der Wissenschaft. Im Gespräch mit der grossartigen Julia Hassler-Koch

Zusammenfassung
Die Geschichte der Wissenschaft reicht tausende von Jahren zurück. Zunächst waren Wissenschaft und Religion eng miteinander verbunden. Priester und Weise in Ägypten, in Mesopotamien, Indien oder China forschten schon vor Jahrtausenden und nutzen dieses Wissen um z.B. den Lauf der Himmelskörper zu berechnen um damit die Länge des Jahres zu bestimmen. Dadurch konnten günstige Zeiten für Saat und Ernte festgelegt werden. Seit der griechischen Antike ist Wissenschaft eng mit Philosophie (= Liebe zur Weisheit) verknüpft. Damals wurde erstmals Wissen in einer Institution gemeinsam erarbeitet und auch gelehrt. Um 387 v. Chr. gründete der Philosoph Platon in Athen im Olivenhain des Akademos die „Platonische Akademie“ (daher der Name Akademie). Aus der griechischen Philosophie stammen die Prinzipien der Logik, auf der wissenschaftliche Methoden aufbauen. Vieles, was Gelehrte wie Archimedes, Pythagoras oder Hippokrates herausgefunden haben, ist heute Basis vieler Wissenschaften. Unsere Überzeugung geht dahingehend, dass sich die heute vorliegenden Systemgrenzen, hervorgerufen durch den mannigfaltigen Zerfall in Einzeldisziplinen wie z.B. Wissenschaft (Mathematik, Physik, Chemie, Biologie etc.), Schulmedizin, Alternativ-Medizin, Protowissenschaft, Betriebswirtschaft, Philosophie, Spiritualität, Theologie, Religion, Politik uvm., sich nicht ausschliessen sondern sich wertvoll ergänzen.

 


Abb. 1: Lars Rominger im Gespräch mit der überzeugenden Julia Hassler-Koch zu der jahrtausend alten Wissenschaft die einst eng mit Religion, Philosophie uvm. verbunden war.
V.l.n.r.: Polypropylen (Makromolekül), Saraswati, Göttin der Weisheit und die Bundeslade.


Der Kampf gegen wissenschaftliche Dogmatik und Mainstream am Beispiel des Makromoleküls „Polypropylen“, vgl. Abb. 1
„Als Hermann Staudinger 1925 auf einer Fachtagung einen längeren Vortrag hielt, in dem er seine neuesten Beweise für die Existenz der Makromoleküle (Kunststoffe, Polymere) vorbrachte, platzte Niggli mittendrin der Kragen. Er erhob sich und brüllte in den Saal: ‚So etwas gibt es nicht!‘“ (Krüll 1978a, 232; vgl. Staudinger 1961, 86). Später sollte Niggli seinen Irrtum offen bekennen und über das eigene vorschnelle Urteil lachen, im Unterschied zu „Kollegen, die sich schweigend über ihre Fehlinterpretation hinwegmogelten und das anfangs von ihnen heftig bekämpfte Makromolekularkonzept Staudingers als quasi selbstverständlich übernahmen“ (Krüll 1978b, 240, Fn. 44). Staudinger hatte letztlich doch richtig gelegen, mit seiner Annahme. Staudinger wird zu recht als Pionier der Polymerforschung bezeichnet, als Begründer der Kunststoffchemie, als Vater der Makromoleküle: Am 10. Dezember 1953 erhielt Hermann Staudinger aus der Hand von Schwedens König Gustav Adolf den Nobelpreis für Chemie. Man kann die damaligen Geschehnisse wie folgt zusammenfassen: Staudinger hatte einen makromolekularen Kampf gegen wissenschaftliche Dogmatiker auszutragen. Staudinger war ein ausgesprochen produktivier Querdenker, der dem wissenschaftlichen und politischen Mainstream Paroli bot – bis er ein schliesslich selbst anführt. Mehr Infos (Link). 

 

Priester waren einst Wissenschafter im alten Ägypten und Mesopotamien
Die Geschichte der Wissenschaft reicht tausende Jahre zurück. Zunächst waren Wissenschaft und Religion eng miteinander verbunden. Priester und Weise in Ägypten, in Mesopotamien, Indien oder China forschten schon vor Jahrtausenden und nutzen dieses Wissen. So berechneten sie etwa den Lauf der Himmelskörper und  konnten damit die Länge des Jahres bestimmen. Dadurch konnten günstige Zeiten für Saat und Ernte festgelegt werden.

 

Die Platonische Akademie in der griechischen Antike
Seit der griechischen Antike ist Wissenschaft eng mit Philosophie (= Liebe zur Weisheit) verknüpft. Damals wurde erstmals Wissen in einer Institution gemeinsam erarbeitet und auch gelehrt. Um 387 v. Chr. gründete der Philosoph Platon in Athen im Olivenhain des Akademos die „Platonische Akademie“ (daher der Name Akademie). Aus der griechischen Philosophie stammen die Prinzipien der Logik, auf der wissenschaftliche Methoden aufbauen. Vieles, was Gelehrte wie Archimedes, Pythagoras oder Hippokrates herausgefunden haben, ist heute Basis vieler Wissenschaften.

 


Abb. 2: Die grossartige Julia Hassler-Koch zeigt kreativ den wissenschaftlichen Höhenflug und zitiert gleichzeitig Werner Heisenberg: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Ein vielleicht hilfreiches Antidot dafür wäre, sich z.B. auch einen Schluck aus dem heiligen Gral (Zusatzbild zu Abb. 2) zu gönnen.

 

Gründung erster Universitäten im Mittelalter
Durch den Zerfall des Römischen Weltreichs und die Völkerwanderungen ging viel von diesem antiken Wissen bis zum Mittelalter wieder verloren. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde das Wissen vor allem durch Klöster bewahrt. Die Bücher mussten mühevoll händisch abgeschrieben werden. Viele wurden vernichtet oder weggesperrt, weil es sich um Wissen handelte, das von Menschen aus vorchristlicher Zeit stammte.  Zugleich wurde kaum Forschung betrieben – es kam also wenig neues Wissen dazu.Mit der Schaffung erster Universitäten im Mittelalter in Italien, Frankreich und England im späten 11. und 12. Jahrhundert entstanden Stätten der Lehre des Wissens. Grundlage dafür bildete das überlieferte antike Wissen, es war die Basis für die eigentlichen Wissenschaften im Mittelalter: die Rechtswissenschaften, Medizin und Theologie (Religion). Unterrichtssprache war Latein. Die Lehrer und Studenten einer mittelalterlichen Universität waren eine besondere Gruppe. Sie hatten eigene Regeln und sogar eine eigene Gesetzgebung.


Abb. 3: Unsere Überzeugung geht dahingehend, dass sich die heute vorliegenden Systemgrenzen, hervorgerufen durch den mannigfaltigen Zerfall in Einzeldisziplinen wie z.B. Wissenschaft (Mathematik, Physik, Chemie, Biologie etc.), Schulmedizin, Alternativ-Medizin, Protowissenschaft, Betriebswirtschaft, Philosophie, Spiritualität, Theologie, Religion, Politik uvm., sich nicht ausschliessen sondern sich wertvoll ergänzen.

 

Die Renaissance – Die Loslösung der Wissenschaft vom katholischen Glauben
Mit Ende des Mittelalters und dem Beginn der Renaissance änderte sich vieles. Die Renaissance wird als „Geburtsstunde der modernen Wissenschaft“ bezeichnet: Der Buchdruck wurde erfunden, damit konnte man Geschriebenes leichter vervielfältigen. Entdeckungsreisen brachten ein neues Bild von der Welt. Am wichtigsten war aber die langsame Loslösung der Wissenschaft von (katholischen) Glaubensvorstellungen. Wegbereiter dabei waren Galileo Galilei, Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler. Sie widerlegten mit wissenschaftlichen Methoden das bestehende Weltbild, das die Erde (und den Menschen) im Zentrum von allem sah. Es war nun auch erlaubt, diese Forschungsergebnisse und damit verbundene  Ideen zu veröffentlichen. Andere Wissenschafter wurden auf diese Ergebnisse aufmerksam, ergänzten anderes und forschten aufs Neue – der Kreislauf der modernen Wissenschaft kam in Bewegung. Das galt nicht nur für die Astronomie, sondern für alle Wissensbereiche. So musste nun auch die klassische universitäre Gliederung in die drei „mittelalterlichen“ Fakultäten Theologie, Rechtswissenschaften und Medizin erweitert werden. Das ständige Wachstum an Wissen eröffnete ständig neue Perspektiven. So wie sich Christoph Columbus nicht vorstellen konnte, dass Chemiker 300 Jahre später das Gift seiner mitgebrachten Pflanzen genau bestimmen können, war auch unseren Grossvätern und -müttern die digitale Technik in ihrer Jugend unbekannt. Heute sind diese Erkenntnisse und Techniken jedoch ein wichtiger Teil unseres Lebens. Mittlerweile ist klar, dass der Traum von allumfassendem Wissen nicht zu verwirklichen ist. Heute wird genau angegeben, welche Ziele im Studium für das jeweilige Wissenschaftsgebiet erreicht werden müssen. Wer Dinosaurier erforschen will, muss nichts über mittelalterliche Sprachen lernen, oder wer Wirtschaft studiert, muss sich nicht mit versteinerten Knochen herumschlagen.

Herzlichen Dank an die grossartige Universalgelehre Julia für das inspirierende und grenzüberschreitende Gespräch. 

Lars Rominger, März 2025

 

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Weiterführende Informationen zur Inklusion von Wissenschaft, Industrie, Betriebswirtschaft, Religion, Theologie, Philosophie, Spiritualität, Protowissenschaft uvm. (Link) 


Gespräche und Auftritte mit interessanten Menschen aus Themenbereichen wie Philosophie, Spiritualität, Theologie, Religion, Protowissenschaft und weiteren Disziplinen die sich nicht explizit der Wissenschaft, Betriebswirtschaft und Industrie zuordnen lassen. Früher gab es keine Systemgrenzen zwischen Religion, Philosophie, Spiritualität und Wissenschaft.

Diese Seite widmet sich Themen die von der Wissenschaft abgespalten wurden, doch aus unserer Sicht eine hohe Relevanz haben. Unsere Überzeugung geht dahingehend, dass sich die verschiedenen Disziplinen nicht ausschliessen sondern sich wertvoll ergänzen.


Mit Julia Hassler-Koch zum Thema „Mehr Philosophie, ganzheitliche Medizin und Spiritualität für die Welt!“

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