Hesekiels Visionen: Gotteswagen oder Raumschiff? Ein Versuch der Annäherung

Hesekiels Visionen: Gotteswagen oder Raumschiff? Ein Versuch der Annäherung

INHALTSVERZEICHNIS

1. Wer war Hesekiel?
2. Was wird unter Hesekiels Gotteswagen verstanden?
3. Was leitete Erich von Däniken und der Nasa-Ingenieur Joseph F. Blumrich daraus ab?
4. Das „biblische“ Hesekiel-Rad wurde 1974 patentiert
5. Gotteswagen oder Raumschiff?
6. Quellen

 

1. Wer war Hesekiel?
Ezechiel oder Hesekiel heisst einer der grossen Schriftpropheten und der ihm zugeschriebene Text bzw. das gleichnamige Buch des Tanach bzw. des Alten Testaments. Es entstand im 6. Jahrhundert vor Christus im babylonischen Exil und schildert u.a. die Visionen zum „Gotteswagen“.

 

2. Was wird unter Hesekiels Gotteswagen verstanden?
Das erste Hesekiel Kapitel beschreibt, wie dem Ezechiel die Herrlichkeit des Herrn auf seinem Thronwagen, der Merkaba mit den Cherubim erscheint; dies ist bei weitem die ausführlichste derartige Beschreibung in der Bibel. Dieser Text spielt eine herausragende Rolle in der jüdischen Kabbala, in der mündlichen jüdischen Überlieferung und in der christlichen Mystik.

„Ich sah: Ein Sturmwind kam von Norden, eine grosse Wolke mit flackerndem Feuer, umgeben von einem hellen Schein. Aus dem Feuer strahlte es wie glänzendes Gold. Mitten darin erschien etwas wie vier Lebewesen. Und das war ihre Gestalt: Sie sahen aus wie Menschen. Ich schaute auf die Lebewesen: Neben jedem der vier sah ich ein Rad auf dem Boden. Die Räder sahen aus, als seien sie aus Chrysolith gemacht. Alle vier Räder hatten die gleiche Gestalt. Sie waren so gemacht, dass es aussah, als laufe ein Rad mitten im andern. Sie konnten nach allen vier Seiten laufen und änderten beim Laufen ihre Richtung nicht. Ihre Felgen waren so hoch, dass ich erschrak; sie waren voll Augen, ringsum bei allen vier Rädern. Über den Köpfen der Lebewesen war etwas wie eine gehämmerte Platte befestigt, furchtbar anzusehen, wie ein strahlender Kristall, oben über ihren Köpfen. Oberhalb der Platte über ihren Köpfen war etwas, das wie Saphir aussah und einem Thron glich. Auf dem, was einem Thron glich, sass eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah.“ – Ezechiel 1,4

Gemäss der Mischna ist es nach jüdischer Überlieferung verboten, eine Person auch nur in der Einleitung des Buches Ezechiel zu unterrichten, sofern dieser Schüler nicht weise ist und fähig ist, den Stoff selbst zu verstehen.

Der Kirchenvater Hieronymus vergleicht in seinem Kommentar die augenbesetzten Räder aus Vers 18 mit der Figur des Argus Panoptes aus den griechischen Mythen.

Es wird diskutiert, ob Ezechiel in diesem Kapitel die Beobachtungen von starken Polarlichtern beschreibt, die bei starken Sonnenwinden durchaus sogar in Äquatornähe gesehen werden können, wie zum Beispiel beim Carrington-Ereignis von 1859 belegt ist.

3. Was leitete Erich von Däniken und der Nasa-Ingenieur Joseph F. Blumrich daraus ab?
Es soll die Landefähre eines ausserirdischen Raumschiffs gewesen sein. Ein Nasa-Ingenieur errechnete die konstruktiven Einzelheiten des reaktorgetriebenen Fahrzeugs.
Dem phantasiereichen Späher und Spürer ausserirdischer Astronauten. Erich von Däniken, steht Zuzug, Stärkung und Hilfe ins Haus, nämlich durch einen Ingenieur der Nasa.
Joseph F. Blumrich. Mitkonstrukteur der Saturn V, Leiter der Abteilung »Projektkonstruktion« der amerikanischen Raumfahrtbehörde, hat ein Manuskript geschrieben, das eine der phantastischsten Bibel-Interpretationen Dänikens mit präzisen technischen Berechnungen stützen soll. Däniken-Verleger Barth von Wehrenalp (Econ) will das Manuskript Anfang des Jahres herausbringen. Titel: »Da tat sich der Himmel auf«. Untertitel: »Die Raumschiffe des Propheten Hesekiel und ihre Bestätigung durch modernste Technik«.

Gegenstand Blumrichs sind die »Gotteswagen-Visionen« Hesekiels. der um 600 vor Christus lebte. In diesen Visionen begegnete der Prophet einem Himmelsboten, der möglicherweise als Gott selbst zu verstehen ist, und empfing revolutionäre Weisungen, unter deren Eindruck sich dann die bis dahin bodenständige jüdische Religion in eine Weltreligion verwandelte: Aus Regional-Gott Jahwe wurde ein Weitrichter.

Den politischen Hintergrund der Hesekiel-Revolution bildeten die Unterwerfung und die schliessliche Zerstörung des militaristischen Salomonischen Königreiches durch die Grossmächte Ägypten und Babylon und der Beginn der Zerstreuung der Juden in außerpalästinensische Länder. Hesekiel selber war einer der ersten Heimatvertriebenen.

598 vor Christus — Hesekiel war damals etwa 30 Jahre alt — wurde er aus Jerusalem nach Babylon deportiert. Nebukadnezar hatte sein Vaterland erobert. In der Nähe eines Euphratkanals namens Chebar wurde Hesekiel interniert. Dort hatte er fünf Jahre später seine erste Gotteswagen-Vision.


Abb. 1: Josef Franz Blumrich war ein 1959 in die USA übersiedelter Luftfahrtingenieur, der dort im Rahmen des Weltraumprogramms der NASA im Marshall Space Flight Center an der Konstruktion der Saturn V – Rakete beteiligt war. 1974 ging er in den Ruhestand.
Quelle: Atlantisforschung.de

Er sah ein »festes Gewölbe« (bei Luther: »gestaltet wie ein Himmel“) in einer feurigen Wolke herabschweben, das von vier geflügelten Wesen getragen wurde. Die Wesen hatten metallene Füße und je ein Rad. An der Oberseite des Gewölbes, das Hesekiel meist »Lichtglanz des Herrn« nennt, sah der Prophet ein thronähnliches Gebilde und darauf eine »Gestalt. die wie ein Mensch aussah«. Die Gestalt sprach ihn an.

Das Erlebnis wiederholte sich in ähnlicher Form zwischen 593 und 591 noch zweimal und ereignete sich ein viertes Mal etwa 20 Jahre später. also um 572. Dreimal nahm Hesekiel an einem Flug des »Gewölbes« teil. Beim dritten- und viertenmal, also um 591 und 572. fühlte er sich vom Chebar-Kanal nach Jerusalem entführt. Zwischen den beiden Flügen wurde der einst von Salomon errichtete Tempel durch Nebukadnezar zerstört: 587 vor Christus.

Tatsächlich haben diese Details zu allen Zeiten ebensowohl fasziniert wie irritiert. Noch neuzeitliche Maler nahmen Hesekiels Bericht wörtlich und zeichneten technische Einzelheiten nach, zum Beispiel die Räder. Moderne Exegeten hingegen deuteten die »Gottesschau« Hesekiels als prophetisches Berufungserlebnis und die technischen Details als seelisch erklärbare Neben-Produktion eines sensiblen Mannes, der sich unter dem Eindruck einer nationalen Katastrophe vor eine revolutionäre Aufgabe gestellt sah. Im übrigen sei die Vorstellung von geflügelten Wesen oder feurigen Gotteswagen damals durchaus geläufig gewesen.

Amerikanische Psychologen erkannten an Hesekiel Merkmale von Katalepsie (Starrsucht). Der Philosoph Karl Jaspers. der von Haus aus Psychiater war, veröffentlichte 1947 eine »pathographische Studie« über den Propheten und versuchte, dessen Berichte als Halluzinationen eines schizophren veranlagten Paranoikers zu verstehen.

Erst im Zeitalter der beginnenden Raumfahrt finden sich wieder Schriftsteller, die Hesekiel wörtlich nehmen. Däniken ist einer von ihnen. Hesekiels Gotteswagen sei, vermutete er 1968, ein echtes Himmelsgefährt gewesen: das Raumschiff fremder Astronauten. Angeregt durch Däniken, glaubt Blumrich »den ingenieurmäßigen Beweis für die technische Korrektheit und für die Realität der von Hesekiel beschriebenen Raumschiffe« führen zu können.

Zwar habe, meint Blumrich, Hesekiel bei der Beschreibung des Raumschiffs bildhafte Vergleiche benutzen müssen. weil ihm jegliche Erfahrung von Raumfahrttechnik fehlte, doch habe er die Bauteile des Raumschiffes und deren Funktionen mit »verblüffender Genauigkeit« beschrieben. Die »aussergewöhnliche Beobachtungsgabe« und das »geradezu fotografische Gedächtnis« des »Reporters« Hesekiel habe es ihm, Blumrich, ermöglicht. den Propheten-Bericht »in die Sprache der Ingenieure zu übertragen«.

Blumrich nimmt an, dass Hesekiels »festes Gewölbe« ein Landefahrzeug war, das von einem ausserirdischen Raumschiff abgesetzt worden war. Wie ein solches Landefahrzeug« geeignet für Expeditionen auf Himmelskörpern mit Lufthülle« aussehen müsste, hatte 1964 der Nasa-Ingenieur Roger A. Anderson beschrieben.

Es müsste, laut Anderson, bestehen aus

* einem brummkreiselförmigen zentralen Hauptkörper.

* vier den Hauptkörper tragenden Hubschraubern und

* einer an der Oberseite des Hauptkörpers befindlichen Kapsel für Kommandant und Besatzung.

Die Einbauten des Landefahrzeugs sollten, laut Anderson, drei Hauptgruppen umfassen:

* Raketenantrieb (Reaktor, Düsen und Kühler).

* Treibstofftank, Zentralantrieb der Hubschrauber und

* Aggregate wie Klimaanlage und Rückverflüssigungs-Anlage für den Treibstoff.


Abb. 2: Eine zeichnerische Darstellung des ‚Hesekiel-Raumschiffs‘, das Blumrich* nach den Angaben im Alten Testament rekonstruierte.
Bildquelle: Atlantisforschung.de

Blumrich benutzt das Anderson-Modell als Kontroll-Kriterium für die »ingenieurmässige« Prüfung des Hesekiel-Berichts. Naheliegend ist, dass er die von Hesekiel im ersten Kapitel beschriebenen vier geflügelten Wesen als die vier Hubschrauber des Anderson-Modells identifiziert.

Auch die Tatsache, dass Hesekiel zwischen den Flügelwesen etwas erblickte, »das aussah wie brennende Feuerkohlen, wie Fackeln«, lässt sich unschwer mit der Andersen-Skizze vereinbaren. Laut Anderson nämlich müsste der bei der Landung glühende Kühler zwischen den Hubschraubern angebracht werden. Die von Hesekiel erwähnten hin und her fahrenden »Fackeln« wären als Zündungen der Steuerraketen des landenden Fahrzeugs zu verstehen.

Von den Rädern der Flügelwesen sagt Hesekiel (Kapitel 1, Vers 18): Ihre Feigen seien mit »Augen« besetzt gewesen. Blumrich deutet diese »Augen« als die Profilierung der Gummi-Bereifung. (Psychologen sehen dagegen in der Erwähnung von »Augen« ein Krankheitssymptom: Viele paranoische Patienten fühlen sich ständig beäugt.)

Als besonders rätselhaft gilt seit alters her eine Bemerkung Hesekiels. wonach jedes der Räder so gearbeitet war, »wie wenn ein Rad inmitten des anderen wäre«, und dass jedes, ohne zu wenden, in alle vier Richtungen laufen konnte. Der von Hesekiel beschriebene Vorgang ist laut Blumrich nur dadurch zu erklären, dass der Schlauch des Rades während der Rollbewegung in sich selbst gedreht werden konnte. Blumrich hat Hesekiels Beschreibung nachkonstruiert und das Ergebnis dem US-Patentamt eingereicht — das Prophetenbuch eine Patentschrift.

Blumrich untersucht auch die Geräuscherlebnisse des Propheten während seiner drei Flüge und lokalisiert auf diese Weise den Zentralantrieb und die Düsen. Er identifiziert einzelne Geräte, mit denen die Raumschiffbesatzung ausgerüstet war: »Vernichtungsgeräte«. Messgeräte« Lautsprecher und Schreibgeräte.

Blumrich glaubt entziffern zu können, dass zusammen mit dem ersten Raumschiff mindestens noch ein weiteres operierte, dass die Astronauten über zuvor abgesetztes Bodenpersonal verfügten, dass die Kommando-Kapsel ablösbar war und dass die Besatzung Einmann-Fluggeräte besass.

Er vermutet sogar, dass Hesekiel — nach der zweiten Landung in Jerusalem Zeuge einer gefährlichen Reparatur gewesen sei. Ein Besatzungsmitglied in »linnenen Gewändern« (Blumrich: »Ein Schutzanzug“) erhielt nämlich den Befehl: »Hole Feuer aus dem Raum zwischen den Rädern, aus dem Raum zwischen dem Cherubim« (Kapitel 10, Vers 6). Blumrich: Das Besatzungsmitglied »hatte sich bis auf etwa acht Meter der glühenden Oberfläche des Reaktorkühlers zu nähern«.

Ingenieur Blumrich ist sich darüber im klaren, dass er sich mit seinem Buch der »Gefährdung eines in harter Arbeit erworbenen Rufes und Ansehens« ausgesetzt hat. Er hat sie gewagt.

 

4. Das „biblische“ Hesekiel-Rad wurde 1974 patentiert
Angeregt von den Visionen des Propheten Hesekiel, dessen biblischer »Gotteswagen« auf einem merkwürdig anmutenden Rad zugleich nach vorn und auch zur Seite fuhrwerken konnte (Hesekiel, Kapitel 1, Vers 16: wie wenn ein Rad inmitten des anderen wäre“), hat der Nasa-Projektchef Josef Blumrich ein vom US-Patentamt anerkanntes Über-Rad entwickelt. An der Aussenseite ist es von sechs schlauchartigen Felgensegmenten umgürtet, die über Speichen mit der Radnabe verbunden sind. Jedes der walzenförmigen Segmente soll sich gesondert bremsen oder betreiben lassen — und so werden auch aus dem Stand bizarre Fahrmanöver möglich: schräge Vorwärtsfahrt, einfaches Seitwärtsfahren oder auch abrupte Schwenkmanöver. Raumgleiter und Flugzeuge könnten auf Blumrichrädern schräg landen, Autos und Rasenmäher beweglicher werden, hofft der Erfinder.

Abb. 3: Auszug aus der US-Patentschrift-Nr. 3789947 „Omnidirectial Wheel“ von Blumrich vom 05. Februar 1974.
Link zur Patentschrift

 

5. Gotteswagen oder Raumschiff?
Die Beantwortung der Frage sei der geneigten Leserschaft überlassen.

 

6. Quellen:
– Wikipedia
– US-Patentamt
– Ulrich Dopatka: Lexikon der Prä-Astronautik. Econ, München 1982, ISBN 978-3-430-12136-1.
– Markus Pössel: Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar. Hamburg 2000, ISBN 3-499-60259-8.
– Ulrich Magin: Prä-Astronautik. In: Gerald L. Eberlein (Hrsg.): Kleines Lexikon der Parawissenschaften. München 1995, ISBN 3-406-39219-9
– Andreas Grünschloss: Wenn die Götter landen … Religiöse Dimensionen des UFO-Glaubens. Berlin 2000.
– Ingbert Jüdt: Aliens im kulturellen Gedächtnis? Die projektive Rekonstruktion der Vergangenheit im Diskurs der Präastronautik. Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8394-0855-1
– Josef F. Blumrich: Da tat sich der Himmel auf / Raumschiffe Ezechiel Hesekiel. Düsseldorf, Wien Econ-Verlag. 1973, ISBN: 3430113539
Quelle Beitragsbild: Wikipedia Prä-Astronautik

No Comments

Post A Comment