20 Nov Preisverleihungs-Laudatio von Thomas Brändle
Geschätzte Anwesende, lieber Lars,
als ich mit Freude für diese Laudatio zugesagt hatte, habe ich mich als nächstes schlau gemacht, was eine Laudatio genau ist. Nur um sicher zu gehen. Denn wie die Wissenschaft und die Wirtschaft ist auch die Sprache in einem stetigen Wandel. Bei den Römern beispielsweise war die Laudatio eine Erklärung zugunsten eines Angeklagten, die dessen Charakter und Verdienste ins rechte Licht setzen soll. Heute meint die Laudatio aber natürlich die ehrende Rede anlässlich einer Würdigung. Ja, das dürfte mir gerade in deinem Fall leicht fallen, lieber Lars.
Dir wird heute vom renommierten Verband Idee-Suisse der Preis zum „Innovativsten Unternehmer des Jahres 2016“ verliehen. Dazu gratuliere ich dir sehr herzlich! Die Idee Suisse hat damit eine ganz vorzügliche Wahl getroffen, wie ich finde.
Auf die Frage, wie DU den Begriff Innovation verstehst, entgegnest du, dass man eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster mit der morphologischen Denkhaltung auflösen müsse. Aufgaben sollen mit der grösstmöglichen Vorurteilslosigkeit und der Loslösung von Konventionen angegangen werden. Das betrachtest du auch als allgemeinen Grundsatz für Wirtschaft und Politik. Autoren übrigens tun Ähnliches schon lange; längst erzählte Geschichten neu erfinden.
Bei unserer ersten Begegnung, zuhause bei einem gemeinsamen Freund in Sursee, erging es mir wie wohl vielen anderen auch, wenn du über die Kunststoff-, Pharma-, Chemie-, Labor- und Medizintechnik sprichst.
Ich war fasziniert, mit welch euphorischer Leidenschaft du deine Wissenschaft erklärst. Auch wenn ich nachher zugegebenermassen nicht mehr hätte verständlich wiedergeben können, was du gesagt hast. Unvergleichlich erfolgreicher bist du da bei deinen fachkundigen Partnern in Wirtschaft und Forschung – und natürlich bei deinen Studenten. Wenn du beispielsweise Volumen, Gravitation, Fliehkraft und Elastizität anschaulich anhand eines eigens entwickelten Büstenhalters erklärst, der nie ausleiert, bestehen sie die entsprechenden Prüfungen fehlerlos.
Das nächste, was einem ins Auge fällt, ist deine unverwüstliche Frohnatur. Selbst üble Angriffe, wie der Fluch eines Weinjournalisten, bringen dich nicht nur zum Schmunzeln, du verwendest sie sogar zu Werbezwecken. „Möge Lars Rominger von einer Eiche erschlagen werden und sein unseliges Erbe in einem Barrique-See ertrinken“, war dessen Urteil zur Markteinführung deines Weinveredlers, des Barriqueurs. Seine Funktionalität ist wissenschaftlich belegt. Wir werden heute Abend Gelegenheit haben, uns persönlich davon zu überzeugen.
Überhaupt gehst du die Bewerbung deiner an sich ohnehin Aufsehen erregenden Erfindungen innovativ und effizient an. Denn weil der Tiefgang von Erfindungen die meisten Medien nicht interessiert, bedienst du dich ganz einfach und erfolgreich der herrschenden Oberflächlichkeit, statt sich über sie aufzuregen. Bestes Beispiel dafür sind die Miss-Swissplastic-Botschafterinnen rund um den Laborkoffer KEK, zur schnellsten und selektivsten Kunststoffanalyse, die es auf dem Markt gibt. Es handelt sich um das Werbewirkungsprinzip AIDA: Attention, Interest, Desire, Action.
Lars Rominger hat eine wunderbare Ehefrau, sie heisst Jolanda, er ist Vater von drei tollen Töchtern, ist Head of Operational Excellence bei der Gerresheimer AG, Wissenschaftler, Unternehmer, Dozent, Lehrmittelautor, Marketingstratege und er findet dennoch Zeit, Menschen, die zusammengehören, zusammenzubringen. Dass sich der Chemiker Rominger für die Paarfindung interessiert, überrascht nicht, denn wenn wir uns verlieben, entzündet sich im Gehirn ein Feuerwerk chemischer Stoffe, die uns in einen Zustand führen, den man zu Recht als «von Sinnen» beschreibt. Selbst wenn sich nun ein Chemiker dieses Themas annimmt, weiss er doch eigentlich auch: eine Bindung ist keine Lösung.
Seltsamerweise war meine Freundin nicht begeistert, als ich deine Lovefinder-App, den LOFI, ausprobieren wollte. Deshalb schlage ich vor, dass nun alle Anwesenden deine App auf’s Smartphone downloaden und ausprobieren. Wenn auf ihrem Handy John Paul Youngs Song „Love is in the air“ aus dem Jahr 1978 erklingt, lernen sie möglicherweise noch hier und heute Abend ihre grosse Liebe kennen. Sollten Sie allerdings schon verheiratet sein, gäbe es so mindestens reichlich Stoff für die Boulevardpresse und damit nachhaltige Aufmerksamkeit für die heutige Preisverleihung.
Die unvoreingenommene Wissbegier ist eine weitere, hervorstechende Eigenschaft von Lars Rominger. Und sie macht auch vor begleiteten Selbstversuchen nicht halt. Die Anekdote, die ich ihnen jetzt erzähle, muss aber hier und unter uns bleiben. Bei einem gemeinsamen Brunch mit Freunden, entdeckte Lars in meiner Küche Bonbons, die ich aus Bolivien mitgebracht habe. Ich hatte in Südamerika für die Stiftung Swisscontact eine Entwicklungszusammenarbeit in einer Bäckerei auf 4000 Meter über Meer ausgeführt. Die ominösen Zeltli waren mein Abschiedsgeschenk von den dortigen Mitarbeitern. Da ich sie noch nie probiert hatte, war der Zeitpunkt also gekommen. Es wurde ein ausgesprochen lustiger Sonntagnachmittag. Unsere Unterkiefer waren bald betäubt und die Kommunikation gestaltete sich zunehmend schwierig, aber heiter. Ja, aus den Blättern des bekannten Rotholzgewächses Erythroxylum coca kann man nicht nur Rauschmittel, Tees, Seifen und Ähnliches herstellen, sondern eben auch Süssigkeiten. Ich rechne damit, dass Lars Rominger bald die Zahnarztpraxen dieser Welt erobern wird, denn schliesslich hat doch jeder Angst vor Spritzen.
Meine Aufzählung wäre kaum vollständig, würde ich nicht seinen Humor und seine wohltuende, ausgeprägte Selbstironie erwähnen. Ich empfehle Ihnen allein deshalb, sich mindestens auf Facebook mit Lars Rominger zu befreunden. Dort erfahren Sie im Übrigen auch, dass er trotz seiner vielfältigen Talente und seines umfangreichen beruflichen Wirkens, überraschenden Freizeitaktivitäten frönt. Die humoristischen Abenteuercomics von Tim und Struppi des Belgiers Hergé faszinieren ihn genauso wie die Hollywoodsaga Star Wars. Seine eigenen Erfindungen kennzeichnet er denn auch wie ein Maler seine Gemälde gerne mit dem Kürzel „Larswars“.
Man könnte sich nun in den Glauben Versteigen, dass Lars Rominger ein Übermensch ist, der sein ganzes Dasein ausschliesslich hocheffizienten und logischen Gesetzen unterwirft. Nein, er tut tatsächlich auch bemerkenswert Widersprüchliches. Denn sein Bauchhirn, dem er auch in der wissenschaftlichen Arbeit hohe Priorität einräumt, mag – wie wir nun gehört haben – Süsses. Das hatte zur Folge, dass er sich eine Personaltrainerin zugelegt hat. Sie heisst Peggy, und ich glaube, sie ist ein Yorkshire Terrier. Diese Partnerschaft ist sehr erfolgreich, denn sie wird tatsächlich vom erhofften Gewichtsverlust begleitet.
Aber jetzt kommt’s: vermutlich ohne Peggys Wissen hat sich Lars Rominger unlängst Ferien auf einem Schiff gegönnt. Der Ozeanriese verfügte über nicht weniger als 14 Restaurants; allesamt mit Buffets à discretion. Nun gut. Eine Laudatio auf Lars Rominger, glauben Sie mir, kann problemlos abendfüllend werden. Trotzdem sollte ich wohl zum Ende kommen.
Mit Lars verbindet mich eine lange Freundschaft. Vertrauen und Humor sind ihr Fundament. Ich schätze ihn sehr als herzlichen, humorvollen und vorurteilsarmen Menschen und als innovativen, originellen Erfinder. Ohne Menschen wie ihn wäre die Schweiz nicht das wettbewerbsfähigste und zum 6. Mal in Folge das innovativste Land der Welt. Ich bedanke mich bei Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit und möchte Ihnen zum Schluss noch eine kluge Erkenntnis von LarsWars mit auf den Weg geben, damit Sie diesen Abend lange in Erinnerung behalten: „Wissen bläht auf, doch die Liebe baut auf.“
Vielen Dank!
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